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Aktionsplan Kupierverzicht

Risikofaktor Konkurrenzverhalten

Konkurrenzverhalten als Stressfaktor bei Schweinen

Wenn ein Schwein durch andere Schweine an der Ausübung von Verhaltensweisen gehindert wird, kann es Konkurrenzverhalten zeigen, um Zugang zu bestimmten Ressourcen zu bekommen. Sowohl der Kampf um den Zugang, sowie der verwehrte Zugang zu den Ressourcen wie beispielsweise Futter, Wasser oder Beschäfti-gungsmaterial werden als Stressfaktoren gesehen, die Schwanzbeißen begünstigen können. Kann zum Beispiel die Nahrungsaufnahme oder das Erkundungsverhalten nicht zufriedenstellend ausgeübt werden, kann als Ersatzhandlung in die Ohren oder den Schwanz anderer Schweine gebissen werden.

Verletzung durch Ohrgrundbeißen (Bild: Mirjam Lechner)

Konkurrenzverhalten durch Tierbeobachtung erkennen

Zur Vorbeugung von Schwanzbeißen ist es deshalb unter anderem wichtig zu erkennen, ob und in welchen Bereichen eines Haltungssystems Konkurrenzverhalten auftritt. Dazu ist die Tierbeobachtung elementar. Hierbei stellen sich unteranderem folgende Fragen:

  • Werden Schweine durch Artgenossen z.B. von Trog, Tränke, Beschäftigungsmaterial, Liegebereich etc. verdrängt? Finden in diesen Bereichen Kämpfe statt? Haben die Tiere Kratzer, Bisswunden?
  • Wachsen die Tiere einer Gruppe auseinander?

Maßgeblich begrenzende Ressourcen

Futter, Wasser, Funktionsbereiche und Beschäftigungsmaterial sind als maßgeblich begrenzende Ressourcen bekannt und führen häufig zu Konkurrenzsituationen. Freisein von Hunger und Durst ist die Grundlage im Tierschutz und für den Selbsterhalt der Schweine maßgeblich. Deshalb werden die Ressourcen Futter und Wasser zweckorientiert besonders verteidigt.

Instrumente des Managements nutzen

Um Konkurrenzkämpfe zu vermeiden, ist es nicht nur wichtig die Ressourcen in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung zu stellen, sondern auch Instrumente des Managements zu nutzen.
Beim Einstallen der Ferkel in die Ferkelaufzucht oder Mast sollte darauf geachtet werden, dass möglichst Schweine der gleichen Größe zusammen aufgestallt werden. Dadurch kann ein ungleiches Kräfteverhältnis vermieden werden. Kleine, leichte Tiere haben häufig einen eingeschränkten Zugang zu Ressourcen. Das kann zur Frustration dieser Tiere führen und zusätzlich ein weiteres Auseinanderwachsen begünstigen. Um möglichst einheitliche Würfe absetzen zu können, sollten bereits im Abferkelstall entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Eine glatte Stirn (ohne Haare) eines Saugferkels, die durch intensive Eutermassage entsteht, kann auf einen Milchmangel der Sau hinweisen, was die Konkurrenzsituation verstärken kann. Vor allem in großen Würfen sind die Geburtsgewichte meist nicht homogen, hierbei ist besonders auf eine ausreichende Energieversorgung aller Ferkel zu achten. Einer weiteren ungleichmäßigen Entwicklung der Ferkel kann beispielsweise mit einer Saugferkelbeifütterung entgegengewirkt werden. Ebenso geeignet sind zum Beispiel das sogenannte „split suckling“, der Wurfausgleich oder der Einsatz von Ammensauen.
Grundsätzlich ist aber bei allen Maßnahmen zu bedenken, dass die Tiere nicht unnötig neu gemischt werden sollten. Um erneute Rangauseinandersetzungen zu vermeiden, bietet es sich bei geschlossenen Betrieben an, Wurfgeschwister gemeinsam aufzustallen und die gleichen Gruppen aus der Ferkelaufzucht in die Mast umzustallen.
Eine weitere kritische Situation für das Auftreten von Konkurrenzverhalten, ist das Umstallen in eine neue Haltungsumwelt. Besonders Absetzferkel müssen an die neue Haltungsumgebung der Ferkelaufzucht „angelernt“ werden. Hierbei spielt die Tierbeobachtung eine wesentliche Rolle, um Futter und Wasser auf die jeweiligen Bedürfnisse der Tiergruppe abgestimmt anbieten zu können. In der Anfangszeit kann es sinnvoll sein Futter und Wasser in zusätzlichen Schalen anzubieten, um sicherzustellen, dass jedes Tier Futter und Wasser findet und aufnehmen kann. Dasselbe gilt auch für das Umstallen in die Mast. Um das Anlernen zu vereinfachen ist es sinnvoll in jedem Haltungsabschnitt Futter und Wasser in gleicher oder ähnlicher Form anzubieten.

Fazit

Wie das gesamte Schwanzbeißgeschehen tritt auch das Konkurrenzverhalten betriebs- und tierindividuell auf. Deshalb ist eine genaue Tierbeobachtung notwendig um Konkurrenzsituationen im eigenen Betrieb feststellen und abschalten zu können.

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